Leise weht der Wind…

 

Bei bestem Sonnenschein ging es am gestrigen Abend mal wieder in die Berge:

 

Der Longyearbreen in der Sonne

 

Ein Relikt des Kohlebergbaus

 

Leise weht der Wind über grünen Bäumen, der Berg grüßt uns von fern, wir möchten alle gern mit ihm träumen.

Leise weht der Wind über grünen Bäumen, vor uns liegt der Pfad, er führt auf den Grat, von wo die Wasser schäumen.

Panorama von Longyearbyen

 

Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.

Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.

 

Leise weht der Wind über kahle Steine, ein letzter Blick zurück, dort liegt nicht das Glück, das wir meinen.

Leise weht der Wind über kahle Steine nur wer den Berg versteht, auf den Gipfel geht, denn Grenzen gibt es keine.

 

Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.

Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.

 

Leise weht der Wind über kahle Steine, ein letzter Blick zurück, dort liegt nicht das Glück, das wir meinen.

Leise weht der Wind über kahle Steine nur wer den Berg versteht, auf den Gipfel geht, denn Grenzen gibt es keine.

 

Svalbard-Schneehuhn

 

Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.

Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.

 

Auf norwegisch Svalbardrype genannt.

Das Lied, was diese Bilder begleitet, schrieb eine Pfadfindergruppe des Stammes Condor nach einer Fahrt auf das Belledonne-Massiv in den Alpen. Nun, wir sind hier nicht in den Alpen, und Blumen und Bäume haben wir auch wenige – auch wenn ich überrascht bin, wo man überall noch Blümchen findet, doch ging mir während unserer Tour dieses Lied die ganze Zeit nicht aus dem Kopf.

Ich kenne keinen anderen Text, der die Stimmung bei Erreichen des Gipfels schöner beschreibt.

Blick auf den benachbarten Hjertafjellet

 

Isfjord bei Longyearbyen

Leise weht der Wind über Gletscherseen, wie weit werden wir noch kommen? Die Kraft ist uns genommen. Doch die Fahrt wird weitergehen!

Leise weht der Wind über Gletscherseen, unser Ziel erreicht, wir scherzen, vergessen unsere Schmerzen, wenn wir über allem stehen.

Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.

Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.

 

Leise weht der Wind übers Alltagsleben. Vor uns liegt die Stadt, die keine Seele hat, was ist der Berg dagegen?

Leise weht der Wind übers Alltagsleben. Ab und zu drehn wir uns um, doch jene Gipfel bleiben stumm, wir möchten gern mit ihnen reden.

Vor uns liegt die Eile der Zivilisation, doch wir kehren wieder zu unserm Freund Belledonne.

Er ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis. Eine Schleppe voller Blumen und der Wind weht leis.

 

Sonnenuntergang

Die Abendstimmung an diesem Samstag, dem 25. August, war eine besondere: erstmals, seit ich Svalbard erreichte, ging die Sonne unter. Zwar nur für eine knappe Stunde, aber sie ging unter. Es gab also nach offizieller Definition wieder eine „Nacht“. Nachdem schon in letzten Tagen die Abende etwas dunkler wurden und die Schatten im Tal von Tag zu Tag länger, ist der Polartag nun offiziell vorbei. Bis Ende Oktober werden wir nun immer kürzerer Tage erleben, bis die Sonne es gar nicht mehr über den Horizont schafft.

Kirche im Abendlicht

 

Sonne über dem Isfjorden

Neben all der Dämmerung gibts noch was flauschiges für euch:

ein Svalbard-Rentier

Næssfjellet: Erste Wanderung

Endlich hatte ich die Möglichkeit, für eine kleine Wandertour Longyearbyen zu verlassen. Bisher scheiterte das stets daran, dass wir kein Gewehr zur Verfügung hatten, was aber aufgrund der Möglichkeit, einem Eisbären zu begegnen unbedingt nötig ist. Doch da nun ein Kommilitone mit Waffe mit von der Partie war, konnten wir eine erste Wandertour unternehmen.

Der dänische Dreimastschoner Linden

Die Stadt Longyearbyen liegt am Ende eines Tales, dass ein Gletscher, der am Fjord endete, in die Landschaft geschnitten hat. Die umliegenden Berge sind alle auf einem ähnlichen Höhenniveau bei ungefähr 500m über dem Meer. So gibt sich nach einem kurzen und anstrengenden Aufstieg schon ein guter Blick auf Stadt und Fjord.

Der Adventfjorden und die Stadt Longyearbyen

 

Nybyen, unser Zuhause

Hier ist der Klimawandel schon direkt erlebbar: Ältere Einwohner erzählten, das Frühjahr und Herbst bereits seit Jahren deutlich wärmer seien. Mehr Regenfälle und Antauen des Permafrostbodens lassen vermehrt Landrutsche auftreten, selbst das Saatgutarchiv , das hier in der Nähe im Permafrost eingelassen wurde, hat bereits Probleme mit Schmelzwasser.

Alte russische Kohlemine

 

 

 

 

 

 

 

absolut notwendig ist.

 

Menschliche Spuren

Wie lang liegt der wohl hier?

Der heutige Beitrag hat einen etwas anderen Inhalt. Beim Spazierengehen fällt hier viel Müll und Ruinen auf.  Das sind zum einen alte Sachen, da alle Bauten, die älter sind als 1946, rechtlich geschützt sind, was besonders Kohleminen, deren Infrastruktur und alte Jagdhütten betrifft, zum anderen findet sich aber auch viel frischer Müll in den Geröllflächen. Kaffeebecher Turnschuhe, Kanister, Schrott usw.  Selbst so entlegene Regionen sind bereits vermüllt.

Mineneingang oder Hütte – oder irgendwas dazwischen.

Den Gedanken noch etwas weiter gesponnen: Asphaltstraßen und Gebäude wirken vor dieser Landschaft einfach deplaziert. Bis in den letzten Winkel reißt der Mensch sich unter den Nagel, was die Natur über Jahrmillionen geschaffen hat.

Na gut, seien wir ehrlich: was ist in Longyearbyen heutzutage los: Die Haupteinnahmequelle ist inzwischen der Tourismus, der Kohlebergbau dient nur noch der Energieversorgung auf der Insel selbst. Und dann sind da noch Forscher und Studenten.

Ich genieße diese Landschaft. Es ist ein gewaltiges Privileg, hier leben und an einer so forschungsnahen Uni lernen zu können.  Wenn ich dann sehe, wie alle paar Tage ein Kreuzfahrer bis zu 5000 Touristen ausspuckt, die durch den Ort trampeln, mit Bussen (!) die 3km zum Parkplatz vor unserem Wohnheim hochgefahren werden, um dann eine kurze Wanderung zum Gletscher zu machen, frage ich mich, ob denen eigentlich bewusst ist, was sie da tun: Hunderte bis tausende Kilometer sind sie gereist, um einen halben Tag an diesem Ort zu verbringen. Wenig Zeit, um den Besonderheiten in Landschaft und Historie nachzuspüren, aber viel Zeit, um Kaffeebecher zu hinterlassen, Zigarettenkippen und Getränkedosen, die kurz zuvor zollfrei eingekauft wurden.

Dies ist der beste Weg, um die magische Welt unter der Mitternachtssonne zu zerstören.

Klar, mein eigener Flug hierher war auch nicht gut fürs Klima, aber ich bin hergeflogen in dem Wissen, Zeit zu haben, diese Landschaft zu erleben, den Wechsel von Tageszeiten, Wetter und Jahreszeiten….

Stillleben mit Kohle

Diese Bilder zeigen alle Spuren menschlichen Handelns in der Landschaft. Relikte des Kohlebergbaus, der zu unserer Energiegewinnung dient, achtlos Weggeworfenes oder Liegengelassenes.  Gerade das weggeworfene frustriert mich immer wieder. Meist komme ich mit einem Beutel voll Müll von Spaziergängen zurück, aber das ist weniger Müll, als in der gleichen Zeit dazukommt.

 

Sonne rund um die Uhr – Longyearbyen II

Zwischen Regen und Wolken hatten wir noch über Tag und Nacht verteilt ein paar Stunden richtig schönen Sonnenschein, die Bilder möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

Isfjorden um Mitternacht.

So sieht es aus, wenn man aus meinem Fenster in die Stadt blickt. Die Häuser im Vordergrund sind, wie auch mein Quartier, als Baracken für Minenarbeiter gebaut worden, als Studentenwohnheim sind sie bei heutiger Einrichtung aber auch nicht schlecht.

Longyearbreen

 

Kaltes Gletscherwasser, durch den Regenfall noch angeschwollen.

Diese Aussicht bietet sich auf meinem täglichen Weg zur Uni. Eine halbe Stunde zu Fuß trennt unsere Wohnheime von der Uni und dem „Stadtkern“.

 

 

Willkommen in Longyearbyen!

Nach ein paar Tagen auf Spitzbergen, der Hauptinsel der Inselgruppe namens Svalbard, hatten wir schon das Glück, ein paar Sonnenstrahlen zu sehen. Somit kann ich euch erste Bilder der alten Bergbausiedlung, aus der die Bezirkshauptstadt Longyearbyen hervorging, und der Landschaft auf 78° nördlicher Breite zeigen:

Alte Kohlemine

 

Die Kirche von Longyearbyen vor dem Longyearbreen.

Nach einer Periode des Walfangs um 1700 war Spitzbergen einige Zeit lang nur von vereinzelten Pelzjägern bewohnt, sehr empfehlen kann ich dazu die Literatur von Christiane Ritters Reiseaufzeichnungen „Eine Frau erlebt die Polarnacht“, die von einer Überwinterung mit Jägern 1934 berichtet. Seit dem 19. Jahrhundert wird in Spitzbergen Kohlebergbau betrieben, von norwegischen, zeitweise amerikanischen und russischen Firmen.

Wohin soll die Reise gehn?

Spätestens seit Amundsen ist Spitzbergen Ausgangspunkt und Ziel vieler Polarexpeditionen. Letzte Rast vor dem Nordpol und geeigneter Ausgangspunkt für meteorologische, geologische und viele weitere Forschungsreisen und Projekte. Viele Europäische Länder betreiben hier Forschungsstationen. Ich werde euch beizeiten die deutsche Station in Ny Alesund vorstellen.

Ich genieße den Aufenthalt in der schroffen aber doch sehr verletzlichen Landschaft. Auf den Geröllflächen wächst maximal etwas Moos, Gräser und knöchelhohe Blumen. Doch das reicht, um ein paar Vogelarten und eine Population kleiner Rentiere zu ernähren.

Spuren menschlichen Handelns bleiben im kalten Klima lange erhalten. Zwischen Resten alter Minenschächte und Hütten finden sich leider auch immer mehr Kaffee-Becher, Plastiktüten und ähnliche Rückstände. Trittschäden im Moos bleiben zum Teil sehr lang sichtbar.

 

Seeschwalbe schimpft.
Mitternachtssonne überm Isfjorden

Oslo – Kurzbesuch

Auf der Durchreise habe ich einen kleinen Ausflug nach Oslo gemacht.

Eine Stadtrundfahrt passiert das Opernhaus.

Das schöne an der historischen aber sehr lebendigen Stadt ist, dass fast alles zu Fuß zu erreichen ist, abgesehen von einigen Museen auf der anderen Seite einer kleinen Bucht. Über die Stadt und den natürlichen Hafen, den der Fjord ausformte, wachen gewaltige alte Festungsmauern.

Alt und neu: Rathaus und Festungsanlagen

 

Eins der Museen, zu denen eine kleine Hafenfähre fährt, ist das Fram Polarmuseum, das ich jedem, der sich für Polarforschung oder historische Seefahrt oder beides interessiert, sehr empfehlen kann.

Im Zentrum steht die Fram, das gewaltige Holzschiff, das Fridtjof Nansen bauen ließ, um Expeditionen in Polargebiete durchführen zu können. Konstruiert wurde die Fram vom Norweger Colin Archer. Das insgesamt 39 Meter lange und 11 Meter breite Schiff besitzt bei fast 5 Metern Tiefgang eine Verdrängung (=Gewicht) von 800 t bei kompletter Beladung. Kiefer auf Eiche gebaut und mit einer Außenschicht aus Grünherzholz ist die Außenhaut des Schiffes 80cm dick.

Die Beplankung am Bug der Fram ist insgesamt fast 1,5m dick.

Der Dreimastige Schoner war zusätzlich mit einer Dreifachexpansionsdampfmaschine von 220Ps ausgerüstet, die später durch einen 180Ps starken Schiffsdiesel ersetzt wurde. Bei der langen Drift auf dem Eis wurde ein Windrad genutzt, um die Batterien zu laden.

1893 ging die Fram auf ihre erste Reise. Kein Holzschiff hat es je näher an den Nordpol oder näher an den Südpol geschafft als die Fram.

Als zweites Schiff liegt die Gjøa im Polarmuseum: Auf der kuttergetakelten Hardangerjakt Gjøa schaffte es Roald Amundsen 1906 als erster, die Nordwestpassage zu durchqueren. Das 21 Meter lange Holzschiff war ursprünglich als Frachter für die Küstenregionen Norwegens gebaut und zählte zu den schnellsten seiner Art.

Der Gaffelkutter Gjøa liegt neben der Fram.
Sturm im Oslofjord

Auf welcher Reise ich denn nun in Oslo vorbeigekommen sei? Nun, ich schreibe diese Zeilen aus meinem Wohnheimzimmer in Spitzbergen. Für ein Semester wird diese Insel im hohen Norden meine Heimat sein. Ich möchte euch mitnehmen auf diese Reise in eine unwirtliche Region zwischen Felsen, Geröll und Eis.  Geprägt von Kohleabbau, Walfang und Pelzjagd, liegt die Insel, die teils russisch und teils norwegisch ist, auf dem 80. Breitengrad, also weit im Polargebiet.

Ein kleiner Leuchttum weist den Weg in die Stadt.