Menschliche Spuren

Wie lang liegt der wohl hier?

Der heutige Beitrag hat einen etwas anderen Inhalt. Beim Spazierengehen fällt hier viel Müll und Ruinen auf.  Das sind zum einen alte Sachen, da alle Bauten, die älter sind als 1946, rechtlich geschützt sind, was besonders Kohleminen, deren Infrastruktur und alte Jagdhütten betrifft, zum anderen findet sich aber auch viel frischer Müll in den Geröllflächen. Kaffeebecher Turnschuhe, Kanister, Schrott usw.  Selbst so entlegene Regionen sind bereits vermüllt.

Mineneingang oder Hütte – oder irgendwas dazwischen.

Den Gedanken noch etwas weiter gesponnen: Asphaltstraßen und Gebäude wirken vor dieser Landschaft einfach deplaziert. Bis in den letzten Winkel reißt der Mensch sich unter den Nagel, was die Natur über Jahrmillionen geschaffen hat.

Na gut, seien wir ehrlich: was ist in Longyearbyen heutzutage los: Die Haupteinnahmequelle ist inzwischen der Tourismus, der Kohlebergbau dient nur noch der Energieversorgung auf der Insel selbst. Und dann sind da noch Forscher und Studenten.

Ich genieße diese Landschaft. Es ist ein gewaltiges Privileg, hier leben und an einer so forschungsnahen Uni lernen zu können.  Wenn ich dann sehe, wie alle paar Tage ein Kreuzfahrer bis zu 5000 Touristen ausspuckt, die durch den Ort trampeln, mit Bussen (!) die 3km zum Parkplatz vor unserem Wohnheim hochgefahren werden, um dann eine kurze Wanderung zum Gletscher zu machen, frage ich mich, ob denen eigentlich bewusst ist, was sie da tun: Hunderte bis tausende Kilometer sind sie gereist, um einen halben Tag an diesem Ort zu verbringen. Wenig Zeit, um den Besonderheiten in Landschaft und Historie nachzuspüren, aber viel Zeit, um Kaffeebecher zu hinterlassen, Zigarettenkippen und Getränkedosen, die kurz zuvor zollfrei eingekauft wurden.

Dies ist der beste Weg, um die magische Welt unter der Mitternachtssonne zu zerstören.

Klar, mein eigener Flug hierher war auch nicht gut fürs Klima, aber ich bin hergeflogen in dem Wissen, Zeit zu haben, diese Landschaft zu erleben, den Wechsel von Tageszeiten, Wetter und Jahreszeiten….

Stillleben mit Kohle

Diese Bilder zeigen alle Spuren menschlichen Handelns in der Landschaft. Relikte des Kohlebergbaus, der zu unserer Energiegewinnung dient, achtlos Weggeworfenes oder Liegengelassenes.  Gerade das weggeworfene frustriert mich immer wieder. Meist komme ich mit einem Beutel voll Müll von Spaziergängen zurück, aber das ist weniger Müll, als in der gleichen Zeit dazukommt.

 

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