Nach all dem guten Wetter, muss ich euch auch mal zeigen, dass Spitzbergen auch andere Seiten hat. Sturm, Regen und tiefhängende Wolken:
Mangels Bäumen ist die Windstärke schwer zu schätzen, ich denke, es waren etwa 10 Bft.
digital und analog – Photographien von Jakob Thoböll
Bei bestem Sonnenschein ging es am gestrigen Abend mal wieder in die Berge:
Leise weht der Wind über grünen Bäumen, der Berg grüßt uns von fern, wir möchten alle gern mit ihm träumen.
Leise weht der Wind über grünen Bäumen, vor uns liegt der Pfad, er führt auf den Grat, von wo die Wasser schäumen.
Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.
Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.
Leise weht der Wind über kahle Steine, ein letzter Blick zurück, dort liegt nicht das Glück, das wir meinen.
Leise weht der Wind über kahle Steine nur wer den Berg versteht, auf den Gipfel geht, denn Grenzen gibt es keine.
Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.
Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.
Leise weht der Wind über kahle Steine, ein letzter Blick zurück, dort liegt nicht das Glück, das wir meinen.
Leise weht der Wind über kahle Steine nur wer den Berg versteht, auf den Gipfel geht, denn Grenzen gibt es keine.
Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.
Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.
Das Lied, was diese Bilder begleitet, schrieb eine Pfadfindergruppe des Stammes Condor nach einer Fahrt auf das Belledonne-Massiv in den Alpen. Nun, wir sind hier nicht in den Alpen, und Blumen und Bäume haben wir auch wenige – auch wenn ich überrascht bin, wo man überall noch Blümchen findet, doch ging mir während unserer Tour dieses Lied die ganze Zeit nicht aus dem Kopf.
Ich kenne keinen anderen Text, der die Stimmung bei Erreichen des Gipfels schöner beschreibt.
Leise weht der Wind über Gletscherseen, wie weit werden wir noch kommen? Die Kraft ist uns genommen. Doch die Fahrt wird weitergehen!
Leise weht der Wind über Gletscherseen, unser Ziel erreicht, wir scherzen, vergessen unsere Schmerzen, wenn wir über allem stehen.
Vor uns läuft ein Schweigen auf dem Weg davon und man gab ihm einen Namen, man nannte es Belledonne.
Der Berg ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis, ein Schleier voller Blumen, jung und doch ein Greis.
Leise weht der Wind übers Alltagsleben. Vor uns liegt die Stadt, die keine Seele hat, was ist der Berg dagegen?
Leise weht der Wind übers Alltagsleben. Ab und zu drehn wir uns um, doch jene Gipfel bleiben stumm, wir möchten gern mit ihnen reden.
Vor uns liegt die Eile der Zivilisation, doch wir kehren wieder zu unserm Freund Belledonne.
Er ist wie ein König, die Krone ganz aus Eis. Eine Schleppe voller Blumen und der Wind weht leis.
Die Abendstimmung an diesem Samstag, dem 25. August, war eine besondere: erstmals, seit ich Svalbard erreichte, ging die Sonne unter. Zwar nur für eine knappe Stunde, aber sie ging unter. Es gab also nach offizieller Definition wieder eine „Nacht“. Nachdem schon in letzten Tagen die Abende etwas dunkler wurden und die Schatten im Tal von Tag zu Tag länger, ist der Polartag nun offiziell vorbei. Bis Ende Oktober werden wir nun immer kürzerer Tage erleben, bis die Sonne es gar nicht mehr über den Horizont schafft.
Neben all der Dämmerung gibts noch was flauschiges für euch:
Endlich hatte ich die Möglichkeit, für eine kleine Wandertour Longyearbyen zu verlassen. Bisher scheiterte das stets daran, dass wir kein Gewehr zur Verfügung hatten, was aber aufgrund der Möglichkeit, einem Eisbären zu begegnen unbedingt nötig ist. Doch da nun ein Kommilitone mit Waffe mit von der Partie war, konnten wir eine erste Wandertour unternehmen.
Die Stadt Longyearbyen liegt am Ende eines Tales, dass ein Gletscher, der am Fjord endete, in die Landschaft geschnitten hat. Die umliegenden Berge sind alle auf einem ähnlichen Höhenniveau bei ungefähr 500m über dem Meer. So gibt sich nach einem kurzen und anstrengenden Aufstieg schon ein guter Blick auf Stadt und Fjord.
Hier ist der Klimawandel schon direkt erlebbar: Ältere Einwohner erzählten, das Frühjahr und Herbst bereits seit Jahren deutlich wärmer seien. Mehr Regenfälle und Antauen des Permafrostbodens lassen vermehrt Landrutsche auftreten, selbst das Saatgutarchiv , das hier in der Nähe im Permafrost eingelassen wurde, hat bereits Probleme mit Schmelzwasser.
Zwischen Regen und Wolken hatten wir noch über Tag und Nacht verteilt ein paar Stunden richtig schönen Sonnenschein, die Bilder möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:
So sieht es aus, wenn man aus meinem Fenster in die Stadt blickt. Die Häuser im Vordergrund sind, wie auch mein Quartier, als Baracken für Minenarbeiter gebaut worden, als Studentenwohnheim sind sie bei heutiger Einrichtung aber auch nicht schlecht.
Diese Aussicht bietet sich auf meinem täglichen Weg zur Uni. Eine halbe Stunde zu Fuß trennt unsere Wohnheime von der Uni und dem „Stadtkern“.
Nach ein paar Tagen auf Spitzbergen, der Hauptinsel der Inselgruppe namens Svalbard, hatten wir schon das Glück, ein paar Sonnenstrahlen zu sehen. Somit kann ich euch erste Bilder der alten Bergbausiedlung, aus der die Bezirkshauptstadt Longyearbyen hervorging, und der Landschaft auf 78° nördlicher Breite zeigen:
Nach einer Periode des Walfangs um 1700 war Spitzbergen einige Zeit lang nur von vereinzelten Pelzjägern bewohnt, sehr empfehlen kann ich dazu die Literatur von Christiane Ritters Reiseaufzeichnungen „Eine Frau erlebt die Polarnacht“, die von einer Überwinterung mit Jägern 1934 berichtet. Seit dem 19. Jahrhundert wird in Spitzbergen Kohlebergbau betrieben, von norwegischen, zeitweise amerikanischen und russischen Firmen.
Spätestens seit Amundsen ist Spitzbergen Ausgangspunkt und Ziel vieler Polarexpeditionen. Letzte Rast vor dem Nordpol und geeigneter Ausgangspunkt für meteorologische, geologische und viele weitere Forschungsreisen und Projekte. Viele Europäische Länder betreiben hier Forschungsstationen. Ich werde euch beizeiten die deutsche Station in Ny Alesund vorstellen.
Ich genieße den Aufenthalt in der schroffen aber doch sehr verletzlichen Landschaft. Auf den Geröllflächen wächst maximal etwas Moos, Gräser und knöchelhohe Blumen. Doch das reicht, um ein paar Vogelarten und eine Population kleiner Rentiere zu ernähren.
Spuren menschlichen Handelns bleiben im kalten Klima lange erhalten. Zwischen Resten alter Minenschächte und Hütten finden sich leider auch immer mehr Kaffee-Becher, Plastiktüten und ähnliche Rückstände. Trittschäden im Moos bleiben zum Teil sehr lang sichtbar.