„Suche den Frieden“

„Suche den Frieden und jage ihm nach“ (Ps 34,15) Über diesen Bibeltext, der die Jahreslosung für 2019 ist, haben wir am letzten Wochenende mit Studenten aus ganz Sachsen nachgedacht, diskutiert und Gemeinschaft im Zeichen dieses Friedens gelebt.

Was bedeutet „Frieden“? Ist es die bloße Abwesenheit von Krieg? Oft genug hört man „Um des lieben Friedens willen“ solle man Ruh‘ geben. Ist das der Frieden, von dem in der Bibel die Rede ist?

Wenn man die Verse vor und hinter dieser Jahreslosung betrachtet, wird ein anderes Bild von Frieden gezeichnet: „Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche den Frieden und jage ihm nach!“ Die folgenden Verse handeln dann vom Leid, dass der Gerechte erfahren wird.

Das klingt nicht nach einer Ruhe „um des lieben Friedens willen“. Das klingt danach, das der Frieden nicht der leichte Weg ist und schon gar nicht konfliktfrei. Schon alleine die Aufgabe, keinen Trug zu reden, wird Einen auf der Suche nach Frieden anecken lassen. Frieden ist hier also mehr mit der Wahrheit, als mit einfacher Ruhe, verknüpft. Lasst mich aus diesen Beobachtungen einen Versuch machen, den Begriff „Frieden“ wie er hier genutzt wird zu definieren:

„Frieden“ ist ein Beziehungsrahmen, der den Widerstreit widersprüchlicher (subjektiver) Wahrheiten erträgt in einem Respekt vor dem Gegenüber als Geschöpf Gottes. In den Widersprüchen in der Wahrnehmung lässt er uns nach der gemeinsamen Wahrheit dahinter suchen.

Jetzt werdet ihr vielleicht sagen: „In der Position von XY ist kein Funken Wahrheit“. Dennoch möchte ich versuchen, mit diesem XY zu reden. Was ist das Gemeinsame (richtige) was sich dahinter verbirgt? Keine noch so abstruse Position wird ohne einen realen Grund zustande kommen. Um diesen zu finden, müssen wir zunächst mal den Gegenüber unabhängig von seiner Meinung als Gegenüber und Menschen akzeptieren.

So stehen lassen muss man deswegen „Fake news“ und unmenschliche Meinungen nicht: Ein Widerspruch um der Wahrheit Willen ist nötig und angebracht.

Das mag für uns die größte Herausforderung sein: In den aktuellen Zeiten mit dem Mitmenschen, dessen Meinung von Hass und Unmut geformt wurde, eine Beziehung aufbauen, in der ein Streit möglich ist, der aber im Rahmen dieses Friedens bleibt.

Ich möchte mich daher für die Unterstützung der Bewegung „Aufruf 2019“ stark machen. Ein Bündnis aus der oft zitierten Mitte der Gesellschaft versucht in Leipzig, Menschen zum Mitgestalten eines gerechten und gastfreundlichen Sachsens in einem friedlichen Europa aufzurufen. Sich über Inhalte zu streiten, um Deutschland voranzubringen und Probleme zu lösen, statt Sündenböcke zu suchen.

Link zu Aufruf 2019 hier: https://aufruf2019.de/aufruf/