Analoge Nachbearbeitung mit Multigrade

Mit einem Beispiel möchte ich euch  zeigen, wie es möglich ist, bei analogen Aufnahmen Anpassungen im Kontrast und der Helligkeit vorzunehmen. Die Methode des Abwedelns kennen die meisten vermutlich aus der digitalen Photographie als „heller machen“ eines Objektes, Nachbelichten als dunkler machen. genauso geht das auch analog. Indem man bei der Projektion des Bildes auf das Papier bestimmte Stellen abschattet, mit der Hand oder einem Gerät, damit diese weniger lang belichtet werden, und damit dunkler werden. Das Wedeln, also ständige Bewegung, ist dabei wichtig, um eine „weiche Kante“ des abgewedelten Bereiches zu erzielen, einen unauffälligen Übergang.

 

So, was ich heute aber zeigen möchte, ist die Möglichkeit, mit dieser Methode auch Kontraste anzupassen. In der analogen Entwicklung von Bildern gibt es zwei Möglichkeiten, die Kontraststärke, die „Härte“ anzupassen.

Entweder man nutzt für jede Härte ein spezielles Papier, oder man nutzt sog. Multigrade-Papier, bei dem man über Filter im Vergrößerungsgerät die Härte bestimmt. In beiden Fällen wird die Härte als „Gradation“ angegeben. von 0 Extra weich bis 5 Sehr Hart. In manchen Fällen gibt es sogar noch Papier der Gradation 6.

IN meinem Beispiel nutze ich Multigrade-Papier, das Formaspeed Variant 311.

 

Das hier ist das ursprüngliche Bild.

N19-23_Original

Mein Ziel war es, die Kontraste im Wasser etwas abzuschwächen, und das Wasser etwas aufzuhellen.

Dafür habe ich eine Maske zugeschnitten:N19-23_maske-orig Kopie

Mit den beiden halben Masken kann man jeweils einen Bereich abschatten.

Nun kann man beide Bildbereiche unabhängig voneinander belichten.

Im Beispiel dann den Strand wie vorher mit 17Ssekunden und Gradation 3, das Wasser mit 15 Sekunden und Gradation 2 1/2.

N19-23_Bearbeitet

Man sieht schon, dass präzises Arbeiten wichtig ist, der schwarze Rand links entstand beim verrutschen mit der Maske. Für den Übergang ist wieder gleichmäßiges abwedeln nötig, damit es zu keiner Stufenbildung kommt. In diesem Fall wurde der Mittelbereich zu stark belichtet, weil ich zu weit außen abgewedelt habe, daher die schwarze Kante zwischen den beiden Bildbereichen.

In der Dunkelkammer

Mehrfach habe ich hier schon Erzeugnisse aus der Dunkelkammer gezeigt, jetzt habe ich mal in der  Dunkelkammer photographiert.

20141210_1830

20141210_1833

 

Meine Privat-Dunkelkammer ist etwas kleiner, aber im Moment nutze ich vor allem diesen Arbeitsraum in der Max-Planck-Schule in Kiel. Im zweiten Bild ganz rechts ist mein Arbeitsplatz. Das Gerät an meinem Arbeitsplatz nennt man Vergrößerer. Ähnlich einem Dia-Projektor projiziert er das negative Bild auf ein Stück Photopapier. Dieses Papier wird dann entwickelt, und zeigt danach ein Negativ vom Negativ. Also ein Positiv.

Zum Entwickeln dient das große Waschbecken in der Mitte. Dort befinden sich (im oberen Bild von hinten nach vorne, im unteren von vorne nach hinten) verschiedene Bäder. Zuerst der Entwickler. Darin werden die Silberkristalle der photoempfindlichen Schicht zur Reaktion angeregt, das Bild wird sichtbar. Danach wird dass Bild mit Wasser gereinigt, um die Chemikalien nicht zu schnell zu verschmutzen, und dann in ein Stopp-Bad gelegt. Wie der Name sagt, stoppt dies den Entwicklungsvorgang. Dann wieder Wasser, und dann wird das Bild fixiert. Das Fixierbad wäscht alle Silberkristalle, die noch nicht reagiert haben, heraus, damit das Bild danach nicht mehr reagiert, wenn es dem Licht ausgesetzt wird. Zum Schluss geht es in ein letztes Bad, in dem unter fließendem Wasser alle Chemikalien-Reste beseitigt werden. Danach wird das Bild getrocknet.

 

 

Seid gespannt

So ich bin zurück aus Taizé – was das ist erzähl ich euch Sonntag, wenn die Bilder fertig sind. Da aber die Filme noch auf der Leine hängen, möchte ich euch kurz erläutern, wie analoge Fotographie funktioniert.

Ein Film besteht aus einer Trägerfolie, auf die eine silberhaltige, lichtempfindliche Schicht aufgebracht wurde. In der Kamera wird dieser dann Bild für Bild belichtet. würde man den Film danach herausziehen und ansehen, würde man keinen Unterschied erkennen. Zunächst muss der Film entwickelt werden. dazu wird der Film in einem Licht-dichten Sack, der zwei Löcher für die Arme hat – genannt Wechselsack – aus der Filmpatrone geholt und in einen Entwicklungstank gelegt. Dies ist ein Gefäß, in dem 1-5 Filme im Dunklen entwickelt werden können, da zwar die Chemikalien hinein und heraus können, aber kein Licht ins innere fällt. Nun wird der Film zuerst entwickelt, das heißt, mit einem Entwickler, einem Einmalpräparat werden die Silberteilchen, die das Licht getroffen hat zur Reaktion angeregt. sie verfärben sich schwarz. die Teilchen, die kein Licht getroffen hat bleiben hell. Wenn dies geschehen ist, wird – weiterhin im lichtdichten Tank – der Film gewässert, um alle Chemikalienreste zu entfernen. Damit der Film danach unempfindlich gegen Licht ist wird er noch fixiert. Das heißt, alle Silberteilchen, die nicht dunkel geworden sind werden weggewaschen. Danach wird der Film noch einmal gewässert und zum Trocknen aufgehängt. Nun haben wir einen Negativfilm.

Um ein positives Bild zu erhalten kehren wir das ganze noch mal um. Das Negativ wird – ähnlich einem Dia – auf ein Stück Photopapier projiziert. Das Photopapier verhält sich genauso wie der Film. wo Licht darauf fiel wird es schwarz, wo nicht bleibt es weiß. Dann wird es genauso behandelt wie der Film, nur dass das in offenen Wannen bei Rotlicht passiert, gegen das das Papier unempfindlich ist.

Also: Wenn ich im Motiv eine helle Fläche habe, wird die im Negativ schwarz, weil sie viel Licht abgestrahlt hat. Da das Negativ an der Stelle schwarz ist, wird bei der Projektion auf das Photopapier fast kein Licht fallen. Die Stelle bleibt also weiß.

So viel zur analog-Photographie.

Freut euch auf Sonntag, dann gibt es die ersten Abzüge aus Taizé!

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