Anscharklinik analog – der Hörsaal oder: Wie geht Vorbelichtung?

Hier ein paar weitere analoge Ergebnisse. Ich stand heute fast vier Stunden in der Dunkelkammer, um das fertig zu kriegen.

Zuerst ein Blick aus Schülersicht:

Anschar-Hörsaal-Tisch

 

Jetzt etwas technischeres für analog-Fans:

Ich hatte zuerst dieses Ergebnis bei meiner Fisheye-Aufnahme im Hörsaal:

FIsheye-normal

Wie immer Ilford Delta 100, Abzug auf Tetenal Work. Hier Gradation 3, F5,6 und 3 Sekunden.

Anmerkung: Wie beim Photographieren wird auch beim Vergrößern von Belichtungszeit und Blende gesprochen, da auch mit vergleichbarem optischen Gerät auf das Papier projiziert wird. Die Gradation ist die Kontraststärke des Papiers: 0 ist kontrastarm, also weich, 5 ist kontraststark, also hart. 

Schluss der Erklärung. Problem: Wie ihr seht, sind die hellen Partien etwas strukturarm. Wenn ich aber jetzt weicheres Papier nehme, wird das Bild insgesamt zu lasch. Also ist es das Ziel, nur die Weiß-Partien abzudunkeln. Dazu nehme ich mir einen zweiten Vergrößerer und teste aus, bei welcher Belichtungszeit gerade noch keine Reaktion auf dem Papier sichtbar ist:

VOrbelichtet-Test

Der rechte Bereich war abgedeckt, links die Testzeiten. Das erste Feld mit Veränderung ist das Feld 1,5 Sekunden. (F16) Daher werde ich dann mit 1,2 sekunden vorbelichten. Das Ziel dabei ist, ohne Negativ das Papier so weit zu belichten, dass nur eine winzige Mehrbelichtung erforderlich ist, um eine leichte Graufärbung hervorzurufen. Das heißt, ich belichte ein Bild vor, um es dann normal mit Negativ auszubelichten.

Fisheye-vorbelichtet

Hier das Ergebnis: Vorbelichtung bei F16,  1,1s. Die Hauptbelichtung lag bei 2,5s bei F5,6. Die Gradation ist nach wie vor 3. Manchmal ist also etwas probieren mit den Zeiten nötig, bis es passt.

Zu sehen ist also ein Mehrgewinn bei der Zeichnung der weiß-Partien, ohne wesentlichen Kontrastverlust im restlichen Bild.

 

 

10 Gedanken zu „Anscharklinik analog – der Hörsaal oder: Wie geht Vorbelichtung?“

    • Das freut mich, dass es ankommt. Und, um das nochmal zu betonen: Die Digitalisierung lief bei beiden gleich ab. es sind rein analoge Unterschiede. Ich hoffe, beizeiten noch mehr so eindrückliche Beispiele für analoge Methoden liefern zu können. Dafür muss aber dann das Negativ erst mal entsprechend schlecht sein. 😀

      Liebe Grüße
      Jakob

      Antworten
  1. Tolle Ergebnisse. Ist das eigentlich schwer so die Bilder aufzunehmen und dann noch zu entwickeln?
    Das sieht immer nach so viel Arbeit aus.

    Antworten
    • Also, das Aufnehmen ist genauso wie bei der digitalen Kamera. Durch den Sucher schauen, ggf. scharfstellen, Ausschnitt festlegen und klick. Die Nachbearbeitung dauert schon manchmal ein bisschen. Die beiden Beispiele oben, bei denen ich die Nachbearbeitung gezeigt habe kommen ja vom gleichen Negativ. Der Aufwand lag dann darin, nach dem ersten Test-Abzug (Aufwand in diesem Fall 10 min) dann ein perfektes Ergebnis zu erzielen. (30 min.) die Bearbeitung dauert schon ein wenig länger als digital, da ich bei jeder veränderten Einstellung etwa 5 Minuten brauche, um von dem Beschluss den Stellwert zu ändern bis zum Ergebnis zu kommen.
      Bei großen Abzügen ist das dann noch extremer. FÜr den 30*40cm Abzug musste ich jeden Versuch 280 Sekunden belichten. Danach dann noch 3 Minuten Entwicklungsdauer.
      Hier habe ich die technischen Vorgänge schon einmal ausführlich beschrieben: https://jakob-thoboell.de/wordpress/2014/12/in-der-dunkelkammer/

      Liebe Grüße
      Jakob

      Antworten
    • Vielen Dank. Aber der Aufwand einer Digitalbearbeitung ist eigentlich der gleiche. Einziger Unterschied ist, dass ich lange „Wartezeit“ habe, um das Ergebnis der veränderten Bedingungen zu sehen.

      Liebe Grüße
      jakob

      Antworten
  2. Eigentlich stehe ich so gar nicht auf fisheye, aber ich gebe zu, das Bild hat wirklich was! Mein Favorit ist trotzdem das erste aus Schülersicht, total cool! Aber wofür brauchen die in einer Klinik eigentlich Hörsäle?
    Der Unterschied ist richtig gut, man sieht viel besser die Strukturen in den helleren Bereichen, da hat sich der Zeitaufwand wirklich gelohnt 🙂

    Antworten
    • Danke sehr. Als Uniklinik war die Klinik gleichzeitig auch ein Lehrinstitut. Und in den Anfängen, als die Klinik als Marinehospital aufgebaut wurde, gab es noch keine anderen Ausbildungsmöglichkeiten. Da wurden Pfleger(-innen) und, glaube ich, auch Mediziner dort geschult.
      Das Bild aus Schülersicht bekommt aber auch noch eine Vorbelichtung, wenn ich es fertig mache für die Ausstellung.

      Liebe Grüße
      jakob

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Markus Antworten abbrechen